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Ruhrbesetzung und Ruhrkampf 1923


 

Aufgrund der wirtschaftlichen Not kann das Deutsche Reich bis Ende 1922 seine Holz- und Kohlelieferungen an die Alliierten nicht erfüllen, die Teil der Reparationsleistungen aufgrund des verlorenen Ersten Weltkrieges sind. Daraufhin besetzen ab 11.1.1923 französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet, offiziell lediglich „zum Schutz“ einer Ingenieurskommission, die für die Einhaltung der Lieferungen sorgen soll.

Die Regierung ruft zum passiven Widerstand auf, die Menschen im Ruhrgebiet weigern sich, mit den Besatzern zu kooperieren. Als Konsequenz werden Beamte ins unbesetzte Deutsche Reich ausgewiesen – die deutsche Regierung zahlt ihnen das Gehalt weiter –, Sanktionen vorgenommen und Dienstgebäude, Rohstoffe, Steuereinnahmen beschlagnahmt. Deutsche Regierungsmitglieder dürfen nicht mehr ins Ruhrgebiet reisen. Die Franzosen errichten eine durchgehende Grenze von Emmerich bis zur Schweiz und verhindern auf diese Weise, dass Kohle ins übrige Deutschland gelangt, so dass sich die Regierung gezwungen sieht, britische Kohle zu importieren. Für Reisen ins besetzte Gebiet wird eine Visumpflicht samt Geleitschein notwendig.

Die Franzosen unterstützen Separatistenbewegungen, die Teile des Rheinlandes von Deutschland abtrennen wollen, in der Hoffnung, die Deutschen dadurch zu schwächen.

In den besetzten Städten kommt es immer wieder zu Übergriffen. In Düsseldorf schießen betrunkene Soldaten auf Kinder und töten ein siebenjähriges Mädchen. In Recklinghausen feuern sie auf erleuchtete Fenster. Ärzte, die während einer Ausgangssperre zu Kranken wollen, werden verhaftet.

Die Besatzer haben Schwierigkeiten, den Bahnverkehr aufrechtzuerhalten: Ein Teil des Bahnpersonals befindet sich im Streik, dem anderen Teil trauen sie nicht über den Weg. Der Oberbürgermeister von Oberhausen wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil die Stadtwerke dem Bahnhof den Strom abdrehen, um den Kohlentransport nach Frankreich und Belgien zu verhindern. Sabotageakte sind an der Tagesordnung. Auf der Hochfelder Rheinbrücke werden bei einer Bombenexplosion acht belgische Soldaten getötet. Mehrmals gibt es infolge von Attentaten totale Grenzsperren zwischen dem besetzten Gebiet und dem Rest des Reiches.

Im Mai 1923 richtet das französische Militärgericht in Düsseldorf Albert Leo Schlageter, einen ehemaligen Freikorpssoldaten, wegen Sabotage hin und schafft damit einen Märtyrer, dem vor allem die Nationalsozialisten huldigen.

Reichskanzler Stresemann beendet schließlich den passiven Widerstand, vor allem aus der Einsicht heraus, dass dieser das eigene Land wirtschaftlich schädigt

Die besetzte Zone

Quellen:

  • Informationen zur politischen Bildung Nr. 261

  • Eugeni Xammar: Das Schlangenei. Berichte aus dem Deutschland der Inflationsjahre 1922-24

  • Tageszeitungen 1923: Vossische Zeitung, Berliner Morgenpost, Berliner Tageblatt.

Lesetipp: Authentisch und spannend werden die Ereignisse um die Ruhrbesetzung und den Ruhrkampf im Kriminalroman "Inflation!" beschrieben.