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Hitlerputsch und die Situation in Bayern 1923


Die Feinde der Weimarer Republik wie etwa Kapitän Ehrhardt, Kopf der berüchtigten Organisation Consul, finden vor allem in Bayern immer wieder Unterschlupf. Bayern ist das Zentrum der antidemokratischen Kräfte. Die bayerische Regierung sucht nur nach einem Vorwand, um gegen Berlin zu marschieren, und findet ihn in Sachsen und Thüringen. Dort sind die Kommunisten durch eine Koalition mit den Sozialdemokraten an die Macht gelangt, setzen diese mit immer neuen Forderungen unter Druck und drohen nun, eine Räterepublik zu errichten. Regierungspräsident von Kahr mobilisiert Truppen an der Nordgrenze Bayerns und betraut Kapitän Ehrhardt, der gerade aus dem Untersuchungsgefängnis in Leipzig geflohen ist, wo er sich wegen seiner Beteiligung am Kapp-Putsch verantworten sollte, mit der Führung des Grenzschutzes.

Adolf Hitler, Führer der NSDAP, hat es verstanden, mit provokanten und gewalttätigen Aktionen Aufmerksamkeit zu erregen und sich als Hoffnungsträger nationalistischer Kreise zu stilisieren. In Preußen wird die NSDAP 1922 verboten, doch Oberstleutnant Rossbach mit seiner gleichnamigen Organisation vertritt Hitler in Norddeutschland.

Die bayerischen Nationalisten arbeiten auf eine Diktatur nach dem Vorbild der italienischen Faschisten unter Mussolini hin. Doch Ehrgeiz und Rivalität machen die Führer des rechten Spektrums uneins. Ehrhardt will die Ruhrbesetzung mit bewährter Freikorpsmanier bekämpfen, Hitler, für den er die SA aufgebaut hat, verweigert ihm die Gefolgschaft, Ehrhardt lehnt den Populismus der Nationalsozialisten ab, SA und Bund Wiking, die Nachfolgevereinigung der Organisation Consul, sehen sich als Konkurrenten.

Auf den Abbruch des passiven Widerstands im Ruhrgebiet reagiert von Kahr mit Verhängung des Ausnahmezustands. Am 8.11.1923, dem Vorabend des fünften Jahrestages der deutschen Revolution, hält er vor Nationalisten im Münchener Bürgerbräukeller eine Rede gegen die Regierung in Berlin. Diesen Augenblick nutzt Hitler, um mit 600 Mann in den Saal einzudringen und eine nationale Diktatur auszurufen, in der General Ludendorff die Leitung der deutschen Armee und er selbst die Leitung der deutschen Politik übernehme. Kahr werde Landesverweser. Der überrumpelte Kahr stimmt zu.

Doch Hitler hat sich verrechnet. Der Putsch findet nicht den erwarteten Rückhalt in der bayerischen Bevölkerung, und, wichtiger noch: Die Reichswehr, nicht gerade ein Hort der Verfassungstreue, stellt sich gegen ihn. Die aussichtslose Lage der Verschwörer bewirkt, dass sich Kahr und seine Helfer ebenfalls gegen Hitler stellen. Ludendorff wird verhaftet, Hitler kann zunächst entkommen, wird jedoch wenige Tage später gefangen genommen.

Den anschließenden Hochverratsprozess kann er propagandistisch nutzen, die Strafen gegen die Verschwörer fallen lächerlich gering aus.

Zeitung zum Hitlerputsch

Quellen:

  • Informationen zur politischen Bildung Nr. 261

  • Dieter Fricke (Hg.): Lexikon zur Parteiengeschichte

  • Emil Julius Gumbel: Verschwörer

  • Tageszeitungen 1923: Vossische Zeitung, Berliner Morgenpost, Berliner Tageblatt.

Lesetipp: Authentisch und spannend wird die Situation in Deutschland während des Hitlerputsches im Kriminalroman "Inflation!" beschrieben.