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Die Harzburger Front


Die reaktionären Kräfte, die auf den Untergang der Weimarer Republik hinarbeiten und sich „nationale Opposition“ nennen – DNVP, NSDAP, Stahlhelm, Reichslandbund, Alldeutscher Verband – veranstalten am 11. Oktober 1931 eine Zusammenkunft in Bad Harzburg, um eine gemeinsame Strategie zu finden und vor rund zehntausend Teilnehmern mit Parademärschen vor den Hohenzollernprinzen, Einigkeitsschwüren und dergleichen Stärke und Geschlossenheit zu demonstrieren.

Mit dabei sind u. a. Alfred Hugenberg, Kaisersohn und SA-Gruppenführer August Wilhelm, General a. D. von Seeckt, General von Lüttwitz (einer der Anführer des Kapp-Putsches von 1920) und der frühere Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, der eine demagogische Rede gegen die Politik der Reichsbank und der Regierung hält, die geeignet ist, das Vertrauen des Auslands in die deutsche Wirtschaft völlig zu untergraben und dem Reich damit noch den letzten Kredit zu rauben.

Titelblatt der Vossischen Zeitung

Allerdings werden in Bad Harzburg auch die Differenzen zwischen den Teilnehmern unübersehbar. Zum Verdruss der anderen Organisationen versieht die SA mit Zustimmung des braunschweigischen NSDAP-Innenministers Dietrich Klagges den Ordnungsdienst und maßt sich dabei polizeiliche Befugnisse an. Hitler brüskiert bewusst seine Bundesgenossen, indem er sich nach dem Vorbeimarsch seiner Leute und bevor die Stahlhelmmänner an der Reihe sind entfernt. Auch an der „gemeinschaftlichen Mittagstafel“ nimmt er nicht teil, sondern macht stattdessen in einer öffentlichen Fraktionssitzung seiner Partei deutlich, dass er seine Bundesgenossen nur als Mittel zum Zweck sieht und sie so rasch wie möglich loszuwerden gedenkt. Die Geringschätzung Hitlers gegenüber den anderen Gruppierungen ist vermutlich der Tatsache zu verdanken, dass er am Tag zuvor erstmals von Reichspräsident Hindenburg empfangen wurde und sich ausrechnet, auch ohne die Hilfe der anderen an die Macht zu gelangen.

 

Quellen: Berliner Tageblatt, Berliner Morgenpost und Vossische Zeitung vom Oktober 1931.

 

All diese Vorgänge sind Thema des Romans "Aufmarsch der Republikfeinde".