Home   Über mich   Bücher   Hörbücher   Theaterstücke   Kontakt   Lesungen


Armut in der Weimarer Republik


Wohnungselend in der Weimarer Republik 1      Wohnungselend in der Weimarer Republik 2

Hauptgründe für die anhaltende Armut in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg sind neben der fortschreitenden Geldentwertung die Belastung durch Gebietsabtretungen (d.h. Rückgang der Anbaufläche) und Reparationsverpflichtungen. Milchprodukte, Brot, Butter, Zucker, aber auch Fleisch und Gemüse sind Mangelware. Hunger ist alltäglich.

Dazu kommen unhygienische Wohnverhältnisse bei spürbarem Wohnungsmangel und hohe Kohlenpreise. Typisch ist auch das so genannte "Trockenwohnen": Menschen, die sich keine hohe Miete leisten können, wohnen für einen geringeren Preis in noch feuchten Neubauten und ziehen sich dadurch allerlei Krankheiten zu. Auch das Untervermieten an "Kostgänger" ist gang und gebe. Besonders schlimm sind die Zustände in den Mietskasernen. Mögen die vorderen Wohnungen noch erträglich sein, so wird es mit jedem Hinterhof dunkler. Hinzu kommt, dass unten oft Geschäftsräume liegen, die Lärm oder Gestank verbreiten (Tischlereien, Gerbereien etc.). Durch die Fenster zieht es, Schwamm und Putzschäden sind obligatorisch. Viele Menschen drängen sich auf engstem Raum und schlafen zu mehreren in einem Bett oder auf der Couch. Schmutz, Enge und Dunkelheit, so lassen sich die Wohnverhältnisse zusammenfassen. Heinrich Zille sagt: „Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genauso gut töten wie mit einer Axt.“

Dass Krankheiten (Skorbut, Tuberkulose, Lungenentzündungen) sich unter diesen Bedingungen epidemieartig ausbreiten, ist kein Wunder. Besonders das Kinderelend ist trotz Schulspeisungen und Erholungsaufenthalten überall präsent.

Gustav Böß, damaliger Oberbürgermeister von Berlin, schreibt in seiner Schrift „Berlin in Not“ (1923): „Was früher schon als größte Not erschien, gilt heute noch als erträglich.“

 

Lesetipp: Anschaulich wird das Wohnungselend der damaligen Zeit im Kriminalroman „Dunkle Tage“ beschrieben.

Wohnungselend in der Weimarer Republik 3